Eine etwas andere Art von Praktikum in der Gesundheits- und Krankenpflege
Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege vom Campus Wels absolvierten ein besonderes Praktikum in Reutte (Tirol)
Das Interesse unter den Fünftsemestrigen des Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege in Wels war groß, als das Angebot des Bezirkskrankenhauses Reutte, dort ein achtwöchiges Praktikum im Rahmen einer Studie zu absolvieren, bekannt wurde. Der Startschuss zu einem Projekt, das die nächsten zwei Jahre laufen wird und bei dem es konkret darum geht, jeweils fünf bis sechs Studierende in vier Phasen darauf vorzubereiten, eine „eigene“ Station zu leiten.
Nach einer virtuellen Informationsveranstaltung, in der die Tiroler*innen freundlich und bemüht Genaueres erklärten und sämtliche Fragen beantworteten, war die Begeisterung unter den angehenden Pflegefachkräften so groß, dass letztendlich nicht nur sechs, sondern acht Personen die Reise ins Außerfern antreten durften.
Es ging los mit der Onboarding-Phase, in der die Teilnehmer*innen entspannt in der neuen Umgebung ankommen und ihren Wirkungsbereich für die nächsten Wochen, nämlich die orthopädisch-traumatologische Station, Schritt für Schritt kennenlernen konnten. Nach drei Wochen folgte der Übergang in die Schulungsphase, die vor allem dazu diente, den Praktikant*innen das nötige Handwerkszeug für die Bewältigung des Stationsalltags zu vermitteln. Sämtliche relevante krankenhaus- sowie stationsspezifische Abläufe, Maßnahmen und Tätigkeiten wurden erlernt, geübt bzw. vertieft. Um ein rundum selbständiges Arbeiten auf der Station zu ermöglichen, wurde etwa auch das Ausarbeiten und Begleiten der Visite sowie die Aufgabenverteilung innerhalb der verschiedenen Berufsgruppen wiederholt.
Da die Lernstation Grundlage einer Studie ist, wird in dem Projekt grundsätzlich ein besonderes Augenmerk auf den Advanced Nursing Process gelegt. Die Schulung zu diesem Thema – gehalten durch Studien-Leitung Dr.in phil. Claudia Leoni-Scheiber, MScN, MSc – fand direkt praktische Umsetzung, indem das Studierenden-Team eine Stationsleitung (samt Stellvertretung) aus der eigenen Gruppe wählen musste, die gleich darauf auch den Dienstplan für die Kernphase und die Aufgabenverteilung der verschiedenen Dienste erstellt hat.
So umfassend vorbereitet, ging es für die Welser*innen dann also richtig zur Sache: volle Verantwortung für zwei Zimmer mit jeweils vier Betten. Das diplomierte Pflegepersonal hielt sich als „Backup“ im Hintergrund, beobachtete aber natürlich genau und meldete sich bzw. war sofort unterstützend zur Stelle, wenn es Schwierigkeiten gab, sich Fehler eingeschlichen hatten oder Maßnahmen übersehen wurden.
Im Rahmen der Reuttener Studie findet jeweils am Anfang und am Ende des Praktikums eine Überprüfung im Pflegeprozess statt. Zudem sind die einzelnen Teilnehmer*innen verpflichtet, sowohl in der Einlernphase als auch später in der Kernphase eine Pflegeplanung zu erstellen. Mit Hilfe einer Kontrollgruppe am Standort Wels wurde dieser Prozess auch bei acht Studierenden desselben Ausbildungsjahres durchgeführt. Die Studie überprüft die Auswirkungen des Praktikums am Bezirkskrankenhaus Reutte in Bezug auf die Selbstsicherheit, die Kompetenz, klinische Entscheidungen zu treffen, sowie die berufliche Zufriedenheit der Teilnehmer*innen. Des Weiteren soll innerhalb von zwei Jahren eine erneute Kontaktaufnahme erfolgen, um den weiteren Werdegang der ehemaligen Praktikant*innen zu dokumentieren.
Die acht Welser*innen ziehen ein durchwegs positives Resümee über ihre Zeit an der Lernstation, die tatsächlich in Echtzeit den gesamten Kompetenzrahmen des Berufsbildes diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger*innen ablichtet. Es war eine „… einmalige, sehr lehrreiche Erfahrung. Nicht nur hinsichtlich des selbstständigen Arbeitens, sondern auch des Kennenlernens eines komplett neuen Krankenhauses, Dokumentiersystems und Teams, welches uns herzlich aufgenommen hat und während der gesamten Zeit sehr gut unterstützt hat.“