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Studierende der Gesundheits- und Krankenpflege als Teil des Entwicklungsprozesses eines Lehrbuchs

Studierende bei der Evaluation des Ethikbuchs

Studierende des Studiengange Gesundheits- und Krankenpflege am Med Campus VI. unterstützten ihm Rahmen eines Entwicklungsprozesses die Publikation eines Arbeitsbuchs in der Pflegeethik

Pflegeethik zu unterrichten stellt Lehrende vor verschiedene Herausforderungen. Es bedarf sowohl pflegewissenschaftlichen Wissens und praktischer Erfahrung, aber insbesondere ist für einen fundierten Ethikunterricht philosophisch-ethisches Wissen gefordert. Um ethische Reflexion anzuregen und ethisches Denken zu schulen sind auch didaktische Besonderheiten der Ethiklehre zu beachten.

Literatur für einen spezifischen Unterricht in Pflegeethik ist rar. Arbeitsbücher, auf die Lehrende zurückgreifen können, sind kaum vorhanden. Auch gibt es noch Unklarheiten darüber, welche Inhalte und Kompetenzen in einem Ethikunterricht in der Pflegeausbildung vermittelt oder gefördert werden sollten. Lehrende aus der Pflege müssen sich so Literatur zusammensuchen und eigene Unterrichtskonzepte entwickeln und dies nicht selten ohne der ausreichenden philosophisch-ethischen und philosophisch-didaktischen Ausbildung. Wird Pflegeethik von pflegefremden Personen unterrichtet besteht die Gefahr, dass „große Themen“ wie Abtreibung, Organspende und Sterbehilfe den Unterricht dominieren, jedoch der Pflegealltag und ethische Herausforderungen, vor denen Pflegende in ihrem Kompetenzbereich stehen nicht ausreichend angesprochen werden. Ob Kompetenzen, wie die Fähigkeit ethische Problemstellungen zu identifizieren und zu analysieren, oder grundlegende Kompetenzen der Argumentation geschult werden, obliegt dem Engagement und den philosophischen Kompetenzen der Lehrpersonen.

Um Lehrenden im Fach Pflegeethik ein hilfreiches Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen und diese Lücke zu schließen, arbeiten Doris Fölsch (Philosophin, Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester) und Bettina Bussmann (Philosophin und Philosophiedidaktikerin) seit vergangenem Jahr gemeinsam an einem Lehr-/Arbeitsbuch für Pflegeethik. Dies kam durch eine Anfrage des Militzke Verlages zustande. Anfang des Jahres 2022 war das Manuskript fast fertig. Doris Fölsch und Bettina Bussmann entwickelten auf Basis vieler Überlegungen (welches Wissen und welche Kompetenzen Pflegekräfte in ihrem beruflichen Alltag brauchen) ein praxisbezogenes, theoretisch fundiertes und didaktisch überlegtes Arbeitsbuch für den Pflegeethikunterricht. Das Buch bietet kurze Zusammenfassungen theoretischer Grundlagen immer mit dem Blick auf den Pflegeberuf. Vorrangiges Ziel des Arbeitsbuches ist es jedoch, mit dem Angebot vieler Arbeitsaufgaben, Unterrichtsinhalte kompetenzorientiert, pflegespezifisch und interessant aufzubereiten.

Die Arbeitsaufgaben zielen besonders darauf ab Reflexions- und Argumentationskompetenzen, sowie kritisches Denkens zu üben. Die Lernenden werden somit ständig aufgefordert, Lerninhalte nicht nur zu „konsumieren“, sondern eigenständig zu überlegen und dabei ihre ethischen Kompetenzen zu schulen.

Im März dieses Jahres wurde das Manuskript für das Buch von Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege der FH Gesundheitsberufe OÖ am Med Campus VI. auf den Prüfstand gestellt. Die Unterrichtseinheiten folgten dem Ablauf des Arbeitsbuches. In regelmäßigen Abständen gaben die Studierenden Feedback, ob Inhalte und Arbeitsaufgaben verständlich formuliert und aus ihrer Perspektive geeignet sind, ethische Kompetenzen zu schulen und zu fördern. Die eigenen Lernergebnisse wurden mit Vortragenden diskutiert und reflektiert. Zusätzlich zu den vielen hilfreichen mündlichen und schriftlichen Rückmeldungen durch die Studierenden waren die Ergebnisse der Studierenden zu den Arbeitsaufgaben für Vortragende und Autor*innen sehr aufschlussreich, ob die gesetzten Lernziele auch erreicht werden können. Aktuell wird das Manuskript mit Berücksichtigung der Rückmeldungen der Studierenden und den Erkenntnissen aus den Unterrichtseinheiten überarbeitet.

Die Möglichkeit, dass FH-Studierende am Entstehen eines Lehrbuches mitwirken konnten, war eine einmalige Gelegenheit. Gleichermaßen war es für die Autor*in Doris Fölsch, die Möglichkeit das Arbeitsbuch im Unterricht zu erproben und Anregungen von den Studierenden in das Arbeitsbuch mit aufzunehmen. Viele zukünftige Studierende und Lehrpersonen im deutschsprachigen Raum werden davon profitieren, dass ihnen ein Buch für den Ethikunterricht zur Verfügung steht, das auf Basis vieler Überlegungen entstanden und von Studierenden auf seine Tauglichkeit in der Unterrichtspraxis überprüft wurde. Die Autor*in Doris Fölsch bedankt sich bei den Studierenden für viele konstruktive Rückmeldungen. Das Arbeitsbuch hat sich im Einsatz in der Praxis bewährt und ist auf viel positive Resonanz gestoßen. Wenn nächstes Jahr das Arbeitsbuch gedruckt in den Einsatz kommt, können unsere FH Studierende sagen: „Da waren wir dabei!“